Fakten und Meinungen

24/7

Neben der schnellen Rechenleistung und der Möglichkeit, auch Bilder und Inserate auszuwerten, hat die KI einen weiteren grossen Vorteil: Virtuelle Makler oder Schätzer sind rund um die Uhr verfügbar und können als konversationsfähige Chatbots jederzeit Fragen beantworten. Demgegenüber stehen Bedenken hinsichtlich der Vertraulichkeit und der Sicherheit von Daten.

180 Mio.

Die wohl berühmteste allgemein zugängliche KI ChatGPT verzeichnete im Februar 2024 bereits 180 Millionen Nutzer. Pro Woche registriert die Plattform 100 Millionen Zugriffe.

Quelle: OpenAI, Februar 2024

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Wenn es sehr abstrakt wird, ist die allseits gepriesene KI ChatGPT nicht sattelfest. Amerikanische Forschende haben der KI Programmierfragen gestellt und um Code-Fragmente gebeten. Nur knapp 48% der Anfragen hat die KI korrekt beantwortet.

Quelle:Purdue University, Indiana, August 2023

Franziska Wirz,
Inhaberin, ImmoPromote

«Klar, die digitalen Daten­bestände einer KI werden den Bewertungsprozess künftig vereinfachen. Die grosse Menge an Daten allein reicht aber nicht aus, um zu präzisen Ergebnissen zu kommen. Einer KI fehlt das Wissen über die tieferen, logischen Zusammenhänge. Für mich bedeutet dies, dass die ­Verantwortung nicht ganz bei der Maschine liegen darf. Ich bezweifle, dass die KI das menschliche Auge und das fachliche sowie rechtliche Fachwissen ersetzen kann, was aber nötig ist, um Schwachstellen, Chancen und Risiken einer Immobilie zu erkennen. Und nach meiner Erfahrung schätzen gerade private ­Kunden die persönlichen Ausführungen in einem Bewertungsbericht.»

3 Minuten

Internetanbieter wie properti.ch oder agentselly.ch werben damit, den Wert einer Immobilie in gerade einmal drei Minuten errechnen zu können. Die Plattformen verfügen dabei über keine eigenen Bewertungstools, sondern wenden marktübliche Tools wie etwa das hedonische Modell von IAZI oder das auf Maschinellem Lernen basierende Modell von Pricehubble an.

38%

Etwas mehr als ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer gehen davon aus, dass KI eine Chance für die Produktivität am Arbeitsplatz darstellt. Beim Schutz der Privatsphäre hingegen sehen 63 der Befragten eine Gefahr.

Quelle: Statista Research Department, 2023

2/3

67% der Schweizer Führungskräfte sehen in den Möglichkeiten von KI grosse Chancen für ihr Unternehmen. Gar 75% schätzen, dass sie durch den Einsatz von generativen KI bereits mindestens eine Stunde Zeit pro Woche sparen.

Quelle: Adesso, Januar 2024

53%

Wenn es um die Nutzung von KI in der Immobilienbewirtschaftung geht, sehen über die Hälfte der Befragten einer Studie von Techem grosse Chancen bei der CO2-Reduktion. Insbesondere wird dabei die Anpassung der Heiztemperatur an das Nutzungsverhalten genannt.

Quelle: Techem, November 2023

Jasmin Roth, Spezialistin Immobilienbewertungen, Migros Bank AG, und SIREA-Dozentin

«Bei Spezialobjekten ist die menschliche Einschätzung nach wie vor gefragt. Bei Standardobjekten wie Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen hingegen ist eine künftige Bewertung durch KI eher realistisch. In diesem Bereich setzen wir bereits heute hedonische Modelle ein oder benutzen Tools, die auf dem Grundsatz des Maschinellen Lernens basieren. Die Akzeptanz für KI-gestützte Bewertungsmodelle wird dann steigen, wenn die Voraussetzungen für eine verlässliche Anwendung (Datenqualität, Datenmenge, Transparenz) gegeben sind und ein Verständnis für die Funktionsweise geschaffen werden kann. Mithilfe von KI könnte die Effizienz in Bezug auf Arbeitsaufwand und Kosten gesteigert und womöglich eine verbesserte Bewertungsqualität durch eine gewisse Einheitlichkeit erreicht ­werden.»

 

1×1 der künstlichen Intelligenz

Crawling (oder auch Spidering): Der automatisierte Prozess, bei dem Suchmaschinen das Internet nach neuen Inhalten durchsuchen. Diese gesammelten Daten allein nützen ­je­doch noch nichts. Sie sind ein Grundstock, den eine KI zuerst sortieren und fehlerhafte sowie unpräzise Ergebnisse ­erkennen muss. 

Künstliche Intelligenz:
Ein Teilgebiet der Informatik, in dem alle Anstrengungen ­zusammengefasst werden, die darauf abzielen, eine Maschine intel­ligent zu machen. Dabei wird ­Intelligenz als Eigenschaft ­verstanden, angemessen und vorausschauend in einer ­Umgebung zu agieren sowie ­Probleme zu lösen.

Maschinelles Lernen (auch ­Statistisches Lernen): ­Ober­begriff für die maschinelle Generierung von Wissen aus ­Erfahrung. Ein Programm lernt dabei aus Beispielen und kann diese verallgemeinern. Dazu werden Algorithmen eingesetzt, die nach Mustern und Gesetzmässigkeiten suchen, um eine der Wahrheit nahe­liegende Antwort zu liefern.

Generative KI:
Eine Form von künstlicher Intelligenz, die auf Basis vorhandener Informationen und Vorgaben eines Anwenders neue Inhalte und Ideen wie Konversationen, ­Texte, Bilder, Videos oder Musik generiert. Dazu ­gehören das KI-Sprachmodell ChatGPT oder Text-zu-Bild-­Anwendungen wie Midjourney.

Roland Tanner, Leiter ­Entwicklung, Vitruv AG

«Ein KI-gestütztes Bewertungsmodell kann dank Algorithmen Muster und Zusammenhänge in Daten identifizieren, was zu mehr Information in kürzerer Zeit führen kann. Jedoch basieren KI-Modelle oft auf historischen Daten, und die Vor­hersage zukünftiger Marktentwicklungen kann durch unvorhersehbare Ereignisse beeinträchtigt werden. Zudem kann eine zu starke Abhängigkeit von KI-Modellen zu einem Verlust an menschlichem Urteilsver­mögen führen. Darum finde ich es wichtig, KI als ­unterstützendes Werkzeug zu betrachten und nicht als ­alleinige ­Entscheidungs­­-
grundlage. Ich sehe die KI daher eher als ­Co-Pilotin.»

Hugo Odermatt, Inhaber,
Odermatt Immobilien­bewertung

«Ich nutze KI-Tools als Werkzeuge, die mir im Idealfall neue Erkenntnisse liefern. Die Ergebnisse sehe ich als eine Art Zweitmeinung, die sorgfältig geprüft werden muss. Die Qualität hängt dabei stark von den der KI zugrunde liegenden Daten ab. Wenn diese Daten unvollständig oder ungenau sind, werden auch die Ergebnisse diese Ungenauigkeit widerspiegeln. Ich kann mir derzeit nicht vorstellen, dass ein KI-Tool das Knowhow und die notwendige Flexibilität einer Fachperson vollständig ersetzen kann. Doch durch den gezielten Einsatz können wir die Effizienz steigern und gewisse Unsicherheiten in der Bewertung reduzieren, was sicherlich im Interesse der Kunden liegt.»