«Es fragen mich viele, wie ich mich als Schlossherr fühle. Doch so einfach ist das nicht. Es fühlt sich für mich nicht so sehr wie ein Besitz an. Ich fühle mich viel eher als Verwalter eines historischen Gebäudes. Es ist eine Aufgabe auf Zeit. Das Anwesen war lange Zeit vor mir schon da und wird lange Zeit nach mir noch existieren.

Mehr als ein Schlossherr

Ich bin Facility-Manager, Denkmalpfleger und Event-Agentur in einem. Es ist eine ‹Never-Ending-Story› – überall entdecke ich Dinge, die gemacht werden müssen. Nicht zu vergessen die Menschen, die hier täglich vorbeispazieren. Man ist als Schlossherr exponiert, denn das Anwesen hat auch fürs Dorf und die nähere Region eine Bedeutung. Wenn das Tor offen ist, kommen die Menschen herein und ­fragen, ob es ein Restaurant gibt oder ob man das Schloss besichtigen kann. Und sie machen Fotos ‹en masse›. Wen solche Begegnungen stressen, sollte so etwas nicht machen. Oft werde ich gefragt, ob ich der Gärtner bin. Das bin ich in der Tat auch, denn wir machen die Umgebungsarbeiten selbst.

«Beim Kaufpreis zählt, was der Käufer bereit ist auszugeben.»

Ich wohne hier mit meiner Frau und meinen drei Söhnen. Wir haben viel Platz, aber das heisst nicht bloss, ‹es fägt›. Einen Drittel der Räumlichkeiten nutzen wir intensiv, einen Drittel für Gäste und den Rest bei grösseren Veranstaltungen. Vereine nutzen manchmal den Innenhof, oder wir stellen einen Saal für ein Fest zur Verfügung. Bei unserem Tag der offenen Tür kamen 420 Interessierte. Und doch bleibt es für uns primär ein Wohnhaus.

Viele sind überrascht, dass jemand ‹normales› hier wohnt. Sie denken zuerst, jetzt kommt gleich ein ‹von-und-zu› die Treppe herunter. Ich sehe es eher als ein teures Hobby. Man muss ein bisschen verrückt sein. Eigentlich wollte ich zuerst Archäologie und Geschichte studieren. Jetzt kann ich dieses Interesse auf andere Weise ausleben. 

Von einem Schlossherrn denkt man, er würde seinen Luxus voll auskosten: ausreiten, malen, gut essen und guten Wein geniessen. Das stimmt bei mir nicht. Ich bin sehr viel unterwegs und habe verschiedene Aufgaben und Mandate. Ich war früher nie ein Cüpli-Trinker und bin es auch jetzt nicht. Der Hochmut kommt vor dem Fall. Ich möchte den Fall vermeiden. Und doch ja, den Wein, den gönne ich mir ab und zu. Denn diesen macht mein Nachbar – einer der besten Schweizer Weine übrigens. 

Die Zahlen sind nie korrekt

Den Wert dieser Immobilie kann man auf verschiedene Arten beziffern und keine ist korrekt. Die Bewertungen, die ich für dieses Haus gesehen habe, auch was die erwarteten Investitionen anbelangt, lagen teilweise völlig im Schilf. Man muss wissen, vieles ist denkmalgeschützt, und wenn etwas kaputtgeht, muss es genauso wiederhergestellt werden, wie es war. Darum sind insbesondere die Zahlen zu den notwendigen Investitionen immer zu tief. Fairerweise muss darauf hingewiesen werden, dass sich die Denkmalpflege auch zu einem gewissen Teil an den ­Kosten beteiligt. Beim Kaufpreis hingegen zählt letztlich, was der Käufer bereit ist auszugeben. Ich werde aber nicht verraten, wie viel ich gezahlt habe.
Viel wichtiger bei einer solchen Immobilie ist der emotionale Wert. Und ich möchte alle ermutigen, nicht so schnell aufzugeben, wenn man einen grossen Traum hat. Meine Träume zu ­verwirklichen, das erfüllt mich mit Zufrieden­heit.»

 

Prof. Dr. Donato Scognami­glio hat am Institut für Finanzmanagement der Universität Bern promoviert und an der ETH Zürich Statistik studiert. 1994 baute er mit Partnern die IAZI AG auf, die zu den führenden Beratungs­­unternehmen im Immobiliensektor zählt. Im September 2023 hat er sein Amt als CEO nieder­gelegt und ist seither Verwaltungsrats­präsident der Firma. ­Donato Scognamiglio ist Titular­professor für Real Estate Finance am Institut für Finanz­management der Universität Bern und hält weitere Verwaltungsrats­mandate. Im ­Februar 2023 wurde er in den Zürcher Kantonsrat gewählt.