5 Restaurants

190 Betten

Ein Wellnessangebot, das keine Wünsche unerfüllt lässt. Der Gast im Schweizerhof entspannt im Hammam, Sauna, Aussensalzwasserpool, Familienerlebnis- und Dampfbad und geniesst nebst Erholung hochwertiger Gastronomie ein rahmenfüllendes Kultur- und Familienprogramm. Dem Kunden muss etwas geboten werden, wollen 80 Zimmer, 190 Betten und fünf Restaurants mit rund 380 Sitzplätzen ganzjährig ausgelastet sein. So gut lief es im Traditionshaus in den Bündner Alpen nicht immer. Nach dem dritten Konkurs übernahmen Claudia und Andreas Züllig-Landolt 1994 das Zepter im Schweizerhof Lenzerheide. Als erfahrener Hotelier und Verbandspräsident von hotelleriesuisse kennt Andreas Züllig die Branche aus dem ­Effeff. Im Schweizerhof setzt er darum konsequent auf den Werttreiber «Wellness».

Mit einem klaren Konzept und einer ehrlichen Vermarktung. Dank ganzjährigem Angebot ist der Betrieb wetter­unabhängig und über das ganze Jahr ausgelastet. «Wir sind weniger von den jahreszeitlichen Schwankungen betroffen als andere Hotelbetriebe und generieren dank des durchgängigen Betriebs auch in der Zwischensaison den nötigen Umsatz. Das führt zu mehr Konstanz bei den Mitarbeitenden und somit zu einer durchgehend hohen Qualität», erklärt Andreas Züllig.

Klare Positionierung und Authentizität als Erfolgsfaktoren

Immer mehr Gäste suchen die perfekte Kombination aus Ruhe und Entspannung, kultureller Unterhaltung und kulinarischem Genuss. Wellnesshotels, die am Puls bleiben und attraktive Mehrwerte bieten, werden auch in Zukunft erfolgreich sein, davon ist Züllig überzeugt. Aktuell rollt eine breite Wellness-Sanierungswelle durch den Alpenraum. Dies bei Hotels, die vor rund 20 Jahren auf den Wellnesstrend aufgesprungen sind – und dabei vieles richtig, aber auch einiges falsch gemacht haben.

Andreas Züllig denkt dabei an die beliebigen «0815»-Hotels in Österreich, die den Anschein machen, als seien sie alle vom selben Berater oder Architekten realisiert worden. Schweizer Hotelbetriebe haben stattdessen länger gewartet, dann aber deutlich mehr investiert in individuelle und nachhaltige Hotellösungen.

Die hochwertige Architektur von ­Mario Botta im Tschuggen Grand Hotel Arosa beispielsweise prägt mit unverkennbaren, visuellen Merkmalen. Auch der Schweizerhof kann sich mit einem grossen Namen schmücken. Für die Gestaltung des Spa zeichnet Stararchitekt Max Dudler verantwortlich. Einzigartigkeit, Authentizität, Charakter, Herausstechen aus der Masse – Wellness in einer neuen Dimension. «Das Bedürfnis der Gäste nach Wohlfühlfaktor und ästhetischem Ambiente wächst stark. Die Erwartungen sind dementsprechend hoch, schliesslich bezahlt der Kunde auch für ein entsprechendes Rundherum.»

Für Andreas Züllig haben auswechselbarer Einheitsbrei und plumper Alpenschick längst ausgedient. Das locke niemanden mehr – auch wenn der Preis noch so verlockend sei

Hoher Preis für den ­Erfolg

Doch auch mit dem richtigen Konzept ist es noch nicht getan. Eine Wellness­immobilie ist kostenintensiv. Der laufende Betrieb erfordert permanente Investitionen in Infrastruktur und Angebot. Hinzu kommen die hohen Instandhaltungs- und Sanierungskosten. Eine Wellnesslandschaft wie diejenige im Schweizerhof hat eine durchschnittliche Lebensdauer von zehn Jahren. Zimmer und sanitäre Einrichtungen sind über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren abzuschreiben.

Eine Hotelimmobilie ist de facto nach 50 Jahren komplett sanierungs- und renovationsbedürftig. «Wir planen und realisieren alle acht bis zehn Jahre ein neues Bauprojekt. Und das jeweils bei laufendem Betrieb. Dabei rechnen wir bei der Sanierung der Zimmer, je nach Grösse und Standard, mit Kosten zwischen CHF 80 000 bis CHF 100 000», erklärt Züllig.

Standort und Sterne nur sekundär

Immense Investitionen, die es zu decken gilt. Gäste müssen also her. Dass diese ihren Erholungsurlaub standort­unabhängig buchen, davon ist der Hotelier überzeugt. «Gute Wellnesshotels funktionieren überall – mitten im Stadtzentrum wie das B2 auf dem Hürlimann Areal in Zürich oder auch weit ab vom Schuss wie etwa das ­Hotel Hof Weissbad oder Schloss Elmau.» Abseits von Appenzell oder dem bayrischen Garmisch Partenkirchen seien es gerade die Abgeschiedenheit mitten in der Natur, die Ruhe, die erholsame Atmosphäre und das gute Essen, wonach die Gäste suchen. «Wir profitieren von der sympathischen Betriebsamkeit der Lenzerheide. Darum gehen wir auf den Standort ein und erfahren umgekehrt viel Goodwill von den Behörden und der lokalen Bevölkerung. Es ist ein Geben und Nehmen und schlussendlich ein Plus für alle Parteien. Ansonsten würde ich den Standortfaktor bei einem Wellnesshotel nicht überbewerten», so Züllig.

Zwischen Trends und regionaler Identität

Auch Sterne seien nicht entscheidend, denn alle Kategorien böten Wellness – von der Jugendherberge bis zum Luxusresort. Viel wichtiger seien Bekanntheit, perfekter Service und Image.

«Heute sind gute Noten auf Bewertungsportalen wie Tripadvisor und Co. matchentscheidend.» So beobachtet der Hotelier die Branche aufmerksam. Wo liegen neue Trends? Was sind die Werttreiber von morgen? Einer heisst Individualität. Pauschal buchen, aber individuellen ­Service geniessen.

Gerade beim jungen Publikum lässt sich mit Kombipaketen punkten. Die Jugendherberge WellnessHostel 4000 in Saas Fee oder auch das Tschuggen in Arosa umrahmen ihr Wellnessangebot mit gesunder, regionaler Saisonküche. Ein anderer heisst Regionalität. Frische Kräuter und hochwertige Öle lokaler Anbieter in der Küche, lokale Steine oder Wasser aus der eigenen Bergquelle im Wellnessbereich – das kommt an bei den Gästen. Schliesslich lassen sich Ehrlichkeit und Identität noch immer am bestens vermarkten.

Felix Thurnherr

MSc in Geografie; MBA, Internationales Immobilienmanagement; Geschäftsführer ImmoCompass AG,
Zürich