Serviced Apartments sind umgenutzte Mietwohnungen, deren Miete nicht nur die Räumlichkeiten umfasst, sondern Leistungen wie Reinigungs- und Concierge-Dienste oder auch Shuttle-, Business- oder Einkaufsservices. Ziel? Den Mieter entlasten. Wüest und Partner geht von rund 10 000 solcher Wohnungen aus; meist sind sie den Wirtschaftszentren; Nutzer sind Geschäftsleute, Betagte oder Personen in Übergangssituationen. Klare Vorteile sind die flexible und kurze Miet­dauer mit einer geringen Mindestlaufzeit, die erhöhten Ausbaustandards bei Ausstattung und Möblierung sowie die genannten Services. Demgegenüber stehen die im Schnitt 40 Prozent höheren Mietkosten und die sehr spärlich besseren Renditen von 0,2 Prozent im Schweizer Vergleich für Mietobjekte. Hinzu kommt, dass die Wohnbedürfnisse der Endkonsumenten bisher wenig bis nicht berücksichtigt werden und Serviced Apartments oft da angeboten werden, wo die Leerstandsquote ohnehin tief ist. In der Leerstandproblematik schaffen sie somit nur minimal Abhilfe.

Die Auslastung liegt bei 90 Prozent; die Nachfrage ist also hoch. Was müsste sich verändern, um Serviced Apartments als mögliche Zwischennutzungsmöglichkeit von leer stehenden Wohnungen zu positionieren? Aktives Marketing für die Bekanntmachung ist eine Möglichkeit, eine faire und transparente Preisgestaltung eine andere, die Berücksichtigung der Bedürfnisse sowie einen Kompromiss bei der Standortwahl bzw. die Ausweitung auf dezentrale Orte zwei weitere. Potenzial ist vorhanden. Stellt sich die Frage, wer es wie nutzt.

Beliebt: Pop-up-Stores

Sie sind aus dem heutigen Stadtbild kaum mehr wegzudenken: Pop-up-Stores – leer stehende Geschäftsflächen, die über einen begrenzten Zeitraum gemietet werden. Sie sind gleichsam Experimentierort für neue Konzepte, Abverkäufe oder (innerstädtische) temporäre Aufmerksamkeit, sorgen für Verewigung in der kognitive Einkaufslandkarte der Kunden oder dienen der Marktforschung. Klingt verlockend. Allerdings leidet dieses Modell an der Beständigkeit; der ROI ist kurzfristig (wenn überhaupt vorhanden), der Nutzen oft wenig nachhaltig und die Mieten sind vergleichsweise hoch. Nichtsdestotrotz: Das Modell boomt, nicht nur bei Kleinunternehmen. Ikea etwa bezog einen Pop-up-Store an der Zürcher Bahnhofstrasse und feierte Erfolge.

Die Kultur freuts

Alte Fabrikgebäude, Güterbahnhöfe und Hallen gewinnen je länger, je mehr an Interesse – vor allem bei Kultur­interessierten und Eventveranstaltern. Oft sind die leer stehenden Gebäude in eher abgelegenen Gebieten zu finden, (fast) ohne Nachbarschaft, trotzdem gut erreichbar und mit grossem Platzangebot. Attraktiv auf verschiedenen Ebenen. Die kulturellen Nutzungen beleben die Zone und Kunst- und Kulturschaffende haben einen kostengünstigen Raum, wo sie für eine begrenzte Zeit Projekte realisieren können. Die Devise hier lautet: Miete senken, Kultur fördern.

Hinweis

Dieser Text lehnt sich an die Masterarbeit zum ­Thema «Serviced Apartments – Nutzen­evaluation für eine spezifische Zielgruppe» von Julia Gerber, die sie im Rahmen ­ihrer Ausbildung MAS Real ­Estate Management verfasste. Sie setzt sich darin mit dem Thema «Serviced Apartments» als mögliche Lösung für Leerstände auseinander. Dabei fokussiert sie die Zielgruppe der «Nest­bauer» – Personen mit Kindern oder Kinderwunsch –, um ein mögliches Potenzial dieses Konzepts abzuwägen. Sie beleuchtet den Schweizer Markt und führte ­anhand qualitativer und quantitativer Befragungen eine empirische Untersuchung durch.