0,28 Mio.
Mietverträge

21
Akteure

«Wissen statt Glauben» – unter diesem Motto will der nicht profitorientierte Verein «Real Estate Investment Data Association» (REIDA) seit 2010 die Datengrundlage im Schweizer Anlageimmobilienmarkt verbessern (weitere Infos siehe Box). Dahinter stehen verschiedenste Akteure aus der Immobi­lienbranche, darunter beispielsweise die Bundesämter für Statistik und für Wohnungswesen, die ZKB, Credit ­Suisse und UBS sowie die Berufsverbände SIV und SVIT. Mitglieder und Externe liefern Daten, die dann anonymisiert werden. So sind bei ­REIDA aktuell ­Zahlen aus rund 275 000 Mietverträgen sowie mehreren Tausend Abrechnungen von Anlageliegenschaften ver­fügbar. «Im Bereich Transaktionen verfügen wir momentan über Werte aus einigen Hundert Verträgen. Nun wollen wir auch hier die Datengrundlage verbreitern», sagt REIDA-Geschäftsführer Rainer Artho. Darum wird die Einreichung von Daten neu niederschwelliger gestaltet: «Per E-Mail können uns vollständige Dossiers von Transaktionen geliefert werden. Aber auch ein kurzes Informationsmemorandum einer Transaktion genügt», sagt Artho. Auf dessen Grundlage würden Verantwortliche der REIDA dann die entsprechenden Daten nachrecherchieren.

Gegenüber den Datenlieferanten ist REIDA dabei zur absoluten Geheimhaltung verpflichtet. Das Ziel sei eine klare Ausweitung der Datengrundlage, die dann den Marktakteuren bessere Vergleichswerte liefert. «Im Schweizer Markt für Immobiliendaten bietet sich REIDA als Alternative zu grossen Datenlieferanten und Beratern an», sagt Artho. «Das Wesentliche an REIDA ist, dass wir über die effektiven Vertragsdaten verfügen und nicht über Angebotsdaten. Zudem können diese als Einzeldaten bezogen und für eigene Modellierungen und Analysen genutzt werden.»

Künstliche Intelligenz in der Bewertung

«Wenn mehr Anbieter im Markt für ­Immobiliendaten tätig sind und so die Transparenz steigt, ist das begrüssenswert», sagt Peter Pickel. Er leitet bei der Asga Pensionskasse – der grössten unabhängigen Gemeinschafts-Vorsorgeeinrichtung der Schweiz – den Bereich Immobilien. Auch die REIDA-Initiative zur Sammlung von mehr Transaktionsdaten mache Sinn, denn «grundsätzlich besteht in der Schweiz im Bereich Transaktionen eine Lücke in der Datenverfügbarkeit». Zwar könnten institutionelle Anleger aufgrund der grossen Menge Transaktionen, die sie selbst durchführen, Transaktionsdaten abschätzen. Auch die Renditen als wichtigste Datengrösse seien grösseren Anlegern weitgehend bekannt. «Wer aber als kleinere Makler- oder Bewertungsfirma im Immobilienmarkt tätig ist und nicht auf eigene, umfangreiche Zahlen zurückgreifen kann, muss die Daten einkaufen.» Hier würden in der Regel etablierte Anbieter wie Wüest Partner oder IAZI angefragt. «Wenn REIDA zu deren grossen Marktmacht weiter ein Gegengewicht aufbauen will, wäre das sehr begrüssenswert.» Die Asga arbeite bisher nicht mit REIDA-Daten, doch Pickel betrachtet eine Mitgliedschaft als prüfenswert. «Allerdings publiziert REIDA heute noch relativ wenige ihrer Daten und Analysen. Wenn mehr veröffentlicht und gleichzeitig der Transparenzgedanke betont würde, würde man sicher mehr Marktakteure zur Beteiligung und Datenlieferung motivieren.»

Neben den etablierten Firmen sowie REIDA drängen in jüngster Zeit auch sogenannte PropTechs – also Start-ups im Immobilienbereich – auf den Markt. Sie arbeiten mit Programmen mit künstlicher Intelligenz. Diese Big-Data-Analysen sollen es möglich machen, neue Faktoren in die Immobilienbewertung einzubinden, wie etwa die langfristige Stadt- oder Quartierentwicklung oder sozioökonomische Daten. Pickel, der selbst elf Jahre bei Wüest Partner war und dabei schwerpunktmässig in der Bewertung gearbeitet hat, sagt dazu: «Ich denke, dass der Einfluss von solchen soften Faktoren letztlich vernachlässigbar ist. Es gibt einige wenige Faktoren wie etwa die Lage und bauliche Objekteigenschaften, die die Immobilienbewertung noch immer weitgehend bestimmen.»

Alle Infos zur Datenerfassung und zum Bezug sind unter https://reida.ch/index.php/daten ersichtlich. Zudem unterstützt REIDA wissenschaftliche Forschung: Für Daten, die im Rahmen eines Studiums (schriftliche Arbeiten, Projekte) benötigt werden, können Anträge für kostenlose Lieferungen gestellt werden.
Die Chance liegt in der Nische

Beatrice Gollong ist Leiterin Akquisi­tion und Geschäftsflächenvermarktung bei der Arealentwicklerin HIAG. Diese kauft und entwickelt hauptsächlich Industrie- und Gewerbeareale in der Schweiz und arbeitet dabei mit ­einem langfristigen Zeithorizont. Akquisi­tionen bereitet Gollong mit der Konsultation verschiedener Datenquellen vor. «Ich kombiniere die öffentlich einsehbaren Daten mit Markt- und Standortdaten von Wüest Partner. Zudem spielen bei der Akquisition die eigene Inhouse-Marktexpertise und der grosse Erfahrungsschatz eine wichtige Rolle. Eine Begehung des Standortes ist neben der reinen Daten­analyse unerlässlich», sagt Gollong. Mit REIDA-­Daten habe sie bisher nicht gearbeitet, aber sie finde den Ansatz interessant, dass REIDA auf Bestanddaten setze. «Allerdings denke ich, dass REIDA noch vermehrt eigene Ansätze oder neue ­Herangehensweisen prüfen müsste sowie sich durch ein komplett anderes Angebot in Bezug auf die Datenanalyse von grossen Firmen im Datenmarkt abheben sollte.»

Breit abgestützter Verein

Die Real Estate Investment Data Association (REIDA) ist eine Schweizer Non-Profit-­Organisation, die von 21 verschiedenen Akteuren der Immobilienbranche getragen wird. Die Geschäftsführung ­besorgt das Center for Urban & Real Estate Management ­(CUREM) der Universität Zürich. Das Ziel der als Verein organisierten REIDA ist, laufend die Marktdatenlage und das Marktwissen zu verbessern. Die REIDA-Mitglieder, aber auch Externe, liefern Daten im Bereich Liegenschaftsabrechnungen, Transaktionen sowie Verträge von Anlageimmo­bilien. REIDA fasst diese Daten zusammen und stellt sie den Interessenten in anonymisierter Form zur Verfügung. Die Daten sind je nach Kategorie auswertbar nach Ort/Region, Nutzung, ­Fläche/Grösse, Zustand/Alter, Stockwerk, Lage/Standortqualität sowie Abschlusszeitpunkt. Primär werden die Daten den Käufern in Rohform abgegeben. Weiter ist auch der Zugriff über den Webservice möglich, welcher Vergleichsdaten zu spezifischen Kriterien bietet. Veredelungen von REIDA-Daten oder Marktanalysen auf Basis der REIDA-Daten bieten verschiedene Beratungsfirmen an. Datenlieferung, Datenbezug und ­Mitgliedschaft sind voneinander unabhängig. Allerdings erhalten REIDA-Mitglieder, Datenlieferanten sowie kleinere Firmen beim Datenbezug Rabatte. Jährlich lädt die REIDA zu ihrem etablierten und kostenlosen Informationsevent ein. Dort werden die Markterkenntnisse in Referaten und mit ­Visualisierungen einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert und diskutiert.