«Seit zwei Jahren wohne ich mit meiner Frau ­Manuela und meinem Sohn Martin in unserem neuen Heim. Das Haus ist ein Glücksfall, wir sind happy. Besonders während der Corona-Zeit schätzten wir den gross­zügig bemessenen Wohnraum: 400 m2 Fläche, und die Räume sind fünf Meter hoch. Dazu kommt ein Garten mit Pool. Das Haus ist eine Industriehalle in einem Industriequartier. Ich war auf der Suche nach einer Halle für verschiedene Freizeit-Aktivitäten, zum Beispiel zum Res­taurieren von US-Cars. Durch ein Immobilien-Suchabo wurde ich auf diese Liegenschaft aufmerksam. Bei der Prüfung des Objekts stellte sich heraus, dass anstelle der Halle rund 30 Wohnungen neu erstellt werden könnten. So kaufte ich die Halle zu einem siebenstelligen Betrag – gedacht zum Abbruch und als Bauland. Wegen der regen Bautätigkeit in der Gemeinde und der hohen Baukosten habe ich das erstellte und bewilligungsfähige Projekt dann gestoppt. So sass ich auf einer Industriehalle, die für den ursprünglich geplanten Freizeitzweck viel zu gross war und sich als Anlageprojekt nicht rechnete. Was nun? Ich prüfte verschiedene Nutzungen: Garage, Unterstand für Schiffe und Camper, ­Indoor-Spielplatz und so weiter.

Lichteinfall brachte mich auf die Idee

Beim Räumen der Halle fiel morgens um halb sieben das Licht so schön in die Halle, dass ich mich entschied, hier mein künftiges Wohnzimmer zu realisieren. Ich erinnerte mich an eine Fernseh­serie, die wir in Kanada verfolgten. In der Serie wurden unglaubliche Umbauprojekte vorgestellt. Das hatte seinen Reiz. Ein Kopfentscheid war der Umbau der Halle also sicher nicht, da sich solche Objekte wirtschaftlich kaum rechnen und wahrscheinlich nur dann, wenn sie in einem Gebiet ­liegen, das nicht umgezont werden kann.

Der mögliche Käufer müsste ein Spinner sein wie ich.

Ein Bauchentscheid

Um Wertsteigerung ging es mir bei dem eigenen Projekt nie. Ich wollte für meine Familie und mich ein kleines Paradies schaffen, das genau auf unsere Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten ist. Daneben wollte ich als Schreibtischtäter einmal mit eigenen Händen etwas Brauchbares realisieren. Ich machte mich an die Planung und den Umbau, ohne Architekt und Bauführer. Dazu braucht es eine ­Vision – und Flair.

Es ging mir darum, etwas Dauer­haftes zu schaffen. Ich ­legte grossen Wert auf Nachhaltigkeit. So haben wir die WC-Spülungen und das Gartenwasser über einen Regenwassertank (8500 Liter) gelöst. Die Heizung wird mit einheimischen Pellets betrieben und hat auf freiwilliger Basis einen Feinstaubfilter. Warmwasser wird über eine Solaranlage aufgeheizt; die Dämmung liegt weit über den Vorschriften und besteht aus nachhaltigen Materialien.

Der Bauherr packt mit an

Der Umbau dauerte zweieinhalb Jahre und ging mir als Bürogummi körperlich an die Substanz. Auch finan­ziell war es eine grosse Belastung. Nicht geplant war zum Beispiel der Swimmingpool mit den entsprechenden Kosten. Allein schon fürs Wasser: Es sind 155  000 Liter.

Das Haus ist eine Herzensangelegenheit und kein Renditeobjekt. Objektiv betrachtet wirkt die industrielle Umgebung sicher dämpfend auf eine wirkliche Wertsteigerung. Was mir sicherlich in die Hände spielt, ist, dass die Halle am Ende einer Sackgasse liegt. Zudem läuft ein Bach vorbei.

Es kreucht und fleucht

In der Umgebung haben wir aus rund 10 Tonnen Jurasteinen Trockenmauern erstellt, die für unzählige Eidechsen Lebensraum schaffen. Für die Neubepflanzung wurden nur einheimische Bäume und Sträucher verwendet. Die Buchenhecke rund um das Grundstück wurde verbreitert und mit verschiedenen Pflanzen diversifiziert. Und das stellt – mindestens für die Insekten und Tiere – die wirkliche Wertsteigerung dar.

Heinz im Glück

Zwangsläufig habe ich mir als Immobilienbewerter Gedanken darüber gemacht, was einen möglichen Verkaufspreis betrifft. Ich schätze das Haus heute auf rund drei Millionen Franken. Einen Käufer zu finden, wäre wohl nicht so einfach. Es müsste ein Spinner sein wie ich. Denn erstens ist es ein sehr spezielles Haus und zweitens liegt der Preis in der oberen Liga. Ein Verkauf bräuchte viel Geduld. Ich rechne mit mindestens einem Jahr, um einen ernsthaften Interessenten zu finden. Wir denken nicht an Verkauf, dafür gefällt es uns hier viel zu gut. Seit wir in dieser Halle wohnen, verreisen wir sogar nur noch wenig. Mit der riesigen Wohnfläche und dem grossen Garten ist das Haus der ab­solute Ferienkiller.»

Heinz Lanz

Heinz Lanz ist eidg. dipl. Immobilientreuhänder und dipl. Immobilienökonom FH und seit über 30 Jahren in der Immobilienbranche tätig. In Muri bei Bern führt er gemeinsam mit seiner Frau ­Manuela Lanz die ZIBAG. Das Zentrum für Immobilienbewertung AG ist ein schweizweit führendes Unternehmen im Bereich der Immobilien­bewertung und -entwicklung und beschäftigt durchschnittlich fünf Mitarbeitende.